Was muss ich bei Kauf einer Immobilie beachten?
Wie läuft die Technische Due Diligence ab (TDD)?
Dauer, Kosten & Ablauf einer Due Diligence – wie organisiere ich effizient?
Baurecht & Nutzung: Ist alles genehmigt und konform?
Welche Unterlagen gehören in den Datenraum?
Was prüfen im Grundbuch, der Teilungserklärung und im Baulastenverzeichnis?
Welche Umwelt-/ESG-Risiken sind deal-kritisch?
Wie prüfe ich Mietverträge und Betriebskosten richtig?
Ist der Kaufpreis fair – wie bewerte ich die Immobilie?
Welche steuerlichen Punkte sind entscheidend (Asset- vs. Share-Deal)?
Wie fließen DD-Ergebnisse in Kaufvertrag & Deal-Struktur?
Behalten Sie drei Dinge im Blick: Budget, Objektqualität und Rechtssicherheit. So gehen Sie strukturiert vor:
Finanzierung klären: Eigenkapitalquote, realistische Rate (Faustregel: max. 30–35 % Nettoeinkommen), passende Zinsbindung, Sondertilgung sichern.
Kaufnebenkosten einplanen: Grunderwerbsteuer, Notar/Grundbuch, ggf. Makler und Finanzierungskosten (insgesamt häufig ~8–13 % des Kaufpreises).
Lage & Umfeld prüfen: Mikrolage, Infrastruktur, Lärm, Entwicklung der Umgebung, Vermietbarkeit/Wiederverkauf.
Unterlagen-Check (Due Diligence): Aktueller Grundbuchauszug, Baulasten, Teilungserklärung/WEG-Protokolle, Energieausweis, Bauunterlagen, Wartungs- und Prüfprotokolle.
Technischer Zustand: Dach, Fassade, Fenster, Heizung, Elektro, Feuchte/Schimmel; Investitionsbedarf (CapEx) für 10 Jahre kalkulieren – ideal mit unabhängiger Begutachtung.
Wirtschaftlichkeit (Kapitalanlage): Mieterlisten, Mietverträge (Index/Staffel, Laufzeiten, Sicherheiten), Leerstand, Betriebskostenquote, lokale Mietspiegel.
Kaufvertrag & Notar: Klare Beschaffenheitsvereinbarung, Übergabetermin/Nutzen-Lasten, Inventarlisten, Garantien/Freistellungen; Finanzierungs- und Rücktrittsklauseln prüfen.
Versicherungen & Risiken: Wohngebäude-, Elementar- und ggf. Vermietungsrisiken abdecken.
Förderungen nutzen: KfW-/BAFA-Programme, regionale Förderungen und Steuervorteile prüfen.
Tipp: Arbeiten Sie mit einer Checkliste und definieren Sie “Go/No-Go”-Kriterien. Wer systematisch prüft und Puffer einkalkuliert, kauft sicherer – und verhandelt den Preis überzeugender. Sollten Sie Laie sein, sollten Sie sich professionelle Unterstützung hinzuholen.
Die technische Due Diliegence ist ein Teil der Due Diligence. Eine Due Diligence beinhaltet:
Ziel der technsichen Due Diligence ist es, den technischen Zustand, Restnutzungsdauern und den Investitionsbedarf (CapEx) realistisch zu bewerten.
Ablauf in 5 Schritten:
Desktop Review: Sichtung Pläne, Protokolle, Gewährleistungen, Energieausweis.
Begehung Vor-Ort: Bauteile (Dach, Fassade, Fenster), TGA (Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro), Brandschutz, Barrierefreiheit.
Mängelliste & Priorisierung: Sofortmaßnahmen (H, S), kurz-/mittelfristig (1–3/3–5 Jahre), Lebenszyklusende.
CapEx-Plan (10 Jahre): Einzelmaßnahmen mit Mengen, Einheitspreisen, Nebenkosten, Puffer.
Risiko-/ESG-Check: Energieeffizienz, CO₂-Pfad, Gefahrstoffe (Asbest/PAK), Trinkwasser, Dämmstandards.
Partnerempfehlung: Für die TDD arbeiten Sie mit ESTATE ENGINEERS zusammen. Das Team liefert belastbare Begehungsberichte, CapEx-Planszenarien und klare Handlungsempfehlungen – ideal, um Preisverhandlungen zu untermauern und Sanierungsfahrpläne (z. B. Heizung, Hülle, Fenster) zu planen.
Quick-Wins:
Thermografie/Feuchtemessungen bei Verdacht.
Stichproben Öffnungen (Dach/Decke) nur mit Eigentümer-Freigabe.
Lebenszykluskosten betrachten, nicht nur Sofort-CapEx.
Typischer Zeitplan (Richtwerte):
Vorbereitung (1–2 Wochen): NDA, Datenraumstruktur, Dokumentenliste, Teambesetzung.
DD-Phase (3–6 Wochen): Legal/Commercial/Technical/Tax parallel, Q&A-Runden, Ortstermine.
Signing to Closing (2–8 Wochen): Bedingungen erfüllen, Finanzierungen finalisieren, Löschungen, Genehmigungen.
Kostenblöcke (variieren nach Größe/Asset):
Technische DD: Begehung + Bericht + CapEx-Plan.
Rechtliche/Commercial DD: Vertrags- und Titelprüfung, Mietprüfung.
Steuerliche DD/Strukturierung: Szenarien, Memorandum.
Spezialgutachten: Schadstoffe, Bodengutachten, Brandschutz, Schallschutz.
Organisation & Effizienz:
Ein Projektlead auf Ihrer Seite, klare Q&A-Fristen, Versionskontrolle.
Datenqualität zählt: Weniger Rückfragen = schnellere Deals.
Entscheidungsgates: Go/No-Go nach 25 %, 60 %, 100 % DD-Fortschritt mit Preis-/Klausel-Updates.
Bebauungsplan/Innenbereich: Zulässigkeit, GFZ/GRZ, Baugrenzen, Geschossigkeit.
Bestands- und Nutzungsrecht: Liegt eine Baugenehmigung/Nutzungsänderung für die aktuelle Nutzung vor?
Sondernutzungen: Gastronomie, Ferienvermietung, Arztpraxen – ggf. Auflagen (Schallschutz, Stellplätze).
Brandschutz & Rettungswege: Prüfberichte, Brandmelde-/Rauchwarnsysteme, Feuerwiderstandsklassen.
Denkmalschutz: Auflagen, Fördermöglichkeiten.
Flächen & Stellplätze: Vermessungs-/Aufteilungspläne vs. Miet-/Exposéflächen abgleichen.
Praxis-Tipp: Weicht die Ist-Nutzung von der Genehmigung ab, kalkulieren Sie Kosten/Zeiten für eine nachträgliche Genehmigung oder sichern Sie ein Rücktrittsrecht.
Ziel: Vollständigkeit, Nachvollziehbarkeit, Versionierung.
Must-haves (Auszug):
Rechtlich: Grundbuchauszug (aktuell), Flurkarte, Kauf-/Bau-/Architekten- und Dienstbarkeitsverträge, Teilungserklärung + Nachträge, Baulasten-/Altlastenauskunft, Denkmalschutz.
Miet/Commercial: Mietverträge + Nachträge, Übergabeprotokolle, Mieterlisten (Stichtag), Kautions-/Bürgschaftsnachweise, Betriebskostenabrechnungen (3 Jahre), Mietrückstände, Index-/Staffelvereinbarungen.
Technik/Gebäude: Bestands- und Revisionspläne, Baubeschreibungen, Wartungs-/Prüfprotokolle (Aufzug, Heizung, Elektro, Brandschutz), Energieausweis, Sanierungs-/Modernisierungsnachweise.
Finanziell: Einnahmen-/Ausgabenübersichten, CapEx-Historie, Betriebskostenstruktur (nach BetrKV), Versicherungen, Instandhaltungsrücklagen (WEG).
Behördlich/Planung: Baugenehmigungen, Nutzungsänderungen, Stellplatznachweise, Feuerwehr-/Brandschutzkonzepte, Lärm-/Naturschutzauflagen.
Praxis-Tipp: Benennen Sie Dateien einheitlich (YYYY-MM_Dokumenttyp_Objekt) und halten Sie eine „Red-Flag“-Liste für offene Punkte bereit.
Grundbuch (Abt. I–III):
Abt. I: Eigentümer, Erbbaurechte, Erbfolge.
Abt. II: Lasten/Dienstbarkeiten (Wegerechte, Leitungsrechte, Wohnrechte, Nießbrauch), Vorkaufsrechte, Reallasten. Deal-kritisch: Nießbrauch, Wohnrechte, Rückauflassungsvormerkungen.
Abt. III: Grundpfandrechte (Hypothek/Grundschuld) – Löschung zum Closing klären (Löschungsbewilligungen und Rückgabe).
Teilungserklärung (bei WEG):
Abgrenzung Sonder-/Gemeinschaftseigentum, Sondernutzungsrechte (Garten, Stellplätze).
Nutzungszweck (z. B. „nur zu Wohnzwecken“) – AirBnB, Feriennutzung, gewerbliche Nutzung.
Kostenverteilungsschlüssel, Beschlusslage (Protokolle 3–5 Jahre), Instandhaltungsrücklage.
Baulastenverzeichnis:
Abstandsflächen-, Stellplatz-, Leitungs-, Vereinigungs-, Anbaubaulasten.
Wirkung: Baulasten binden das Grundstück – sie sind oft nicht im Grundbuch!
Praxis-Tipp: Stimmen Nutzungen und Flächen in Mietverträgen, Teilungserklärung und Baugenehmigungen überein? Abweichungen kosten später Geld.
Altlasten/Boden: Historische Nutzung, Altlastenkataster, ggf. orientierende Bodenuntersuchung.
Schadstoffe im Gebäude: Asbest (vor 1995 häufig), KMF, PAK, PCB – Sanierungskosten im CapEx berücksichtigen.
Wasser & Hygiene: Trinkwasserverordnung (Legionellenprüfung), Rückstau, Feuchte/Schimmel.
Energie & Emissionen: Energieausweis plausibilisieren, Heizung (Alter, Effizienz), Dämmstandard. Mittelfristige Invests (z. B. Wärmeerzeuger, Hülle) einpreisen.
Lärm/Immissionen/Naturschutz: Lage, Gewerbeumfeld, Artenschutzauflagen bei Umbau.
ESG-Roadmap: Maßnahmenplan mit CO₂-Pfad (Basisjahr, Zieljahr), Priorisierung nach Wirkung/Kosten.
Praxis-Tipp: Vereinbaren Sie Informationsrechte und Zutritte für Probennahmen vor Signing oder als Closing Condition.
Mietverträge:
Mietstruktur: Kaltmiete, Index-/Staffelabreden, Mietfreie Zeiten, Incentives.
Umlagen: Umlagefähigkeit nach BetrKV, Nicht-umlagefähige Kosten herausrechnen.
Sicherheiten: Kaution/Bürgschaft vollständig? Aval-Gültigkeit prüfen.
Schriftform (§ 550 BGB): Laufzeit, Flächen, Nachträge – Schriftformbrüche können zu vorzeitiger Kündbarkeit führen (gewerblich).
Besondere Rechte/Pflichten: Optionsrechte, Sonderkündigung, Konkurrenzschutz, Betriebspflichten.
Rückstände/Schäden: Offene Mieten, Mängelanzeigen, anhängige Streitigkeiten.
Betriebskosten:
Abrechnungen (mind. 3 Jahre) und Wirtschaftspläne prüfen.
Warmmieten-/Nebenkostenquote mit Markt vergleichen.
Nicht umlegbar (z. B. Instandhaltung) klar trennen.
Praxis-Tipp: Erstellen Sie eine harmonisierte Mieterlisten-Tabelle (Stichtag) mit Mietbeginn, Laufzeit, Index, Sicherheiten, Flächen, Netto-Kaltmiete, Nebenkosten, Rückständen. So erkennen Sie Ausreißer in Minuten.
Drei gängige Methoden:
Ertragswertverfahren (ImmoWertV): Markt-/Liegenschaftszins, Bodenwert, Restnutzungsdauer, Bewirtschaftungskosten, Mietausfallwagnis.
Vereinfacht (Cap-Rate): NOI / Cap-Rate = Wert – gut für schnelle Plausibilisierung.
DCF: Mehrjahres-Cashflows + Terminal Value (hilfreich bei CapEx-/ESG-Pfaden).
Worauf Sie achten sollten:
Marktmiete vs. Vertragsmiete (Indexierung, Leerstand, Incentives).
Bewirtschaftungskosten realistisch ansetzen (Instandhaltung, Verwaltung, BK-Quote).
CapEx-Fahrplan aus der TDD einpreisen (10-Jahres-Plan).
Standortfaktoren: Mikrolage, Nachfrage, Konkurrenz, Entwicklung (Mieten, Leerstand).
Praxis-Tipp: Rechnen Sie drei Szenarien (Basis/Optimistisch/Konservativ) und leiten Sie daraus Ihren Gebotspreis-Korridor ab.
Grunderwerbsteuer (GrESt): Beim Asset-Deal regelmäßig fällig (bundeslandspezifischer Satz).
Umsatzsteuer: Option zur USt bei gewerblicher Vermietung möglich; TOGC/§ 1 Abs. 1a UStG prüfen (Geschäftsveräußerung im Ganzen).
Abschreibung (AfA): Gebäudeanteil ermitteln (Bodenwert separat), ggf. Aufteilungsgutachten.
Share-Deal: Besonderheiten bei GrESt (Beteiligungsschwellen), Latente Steuern, Verlustvorträge, Holding-Strukturen.
Kostenabzug: Anschaffungsnahe Herstellungskosten vs. sofort abzugsfähige Erhaltungsaufwendungen.
* Hinweis: Dies ist keine Steuerberatung. Binden Sie frühzeitig Steuerberater:innen ein und lassen Sie Strukturen (z. B. Holding, Debt-Push-Down) sauber modellieren.
Vom Finding zur Klausel:
Garantien (Reps & Warranties): Eigentum, Lastenfreiheit, Mieterdaten, Baurecht, Umwelt, Rechtsstreitigkeiten.
Freistellungen (Indemnities): Konkrete Risiken (z. B. schwebendes Verfahren, Schadstoffsanierung) maßgeschneidert absichern.
Kaufpreis-Mechanik: Locked-Box vs. Closing-Accounts, Earn-Outs, Holdbacks/ESCROW.
Conditions Precedent: Löschung Pfandrechte, behördliche Genehmigungen, Zustimmungen (Vorkaufsrecht, WEG-Beschlüsse).
Übergang Nutzen/Lasten & Closing: Stichtag, Zins-/Mietanpassungen, Schlüssel-/Datenraum-Übergabe.
Praxis-Tipp: Hängen Sie die Red-Flag-Liste als Anlage an und regeln Sie für jeden Punkt: (a) Maßnahme, (b) Frist, (c) Verantwortlichkeit, (d) Kaufpreisauswirkung.
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